Ansprache zum 26. April

von Pfarrerin Sabine Happe.

Die gesprochene Version des unten stehenden Textes gibt es hier.

Liebe Markus-Menschen,

Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus“ so lautete das Motto der diesjährigen Fastenaktion der Evangelischen Kirche vor Ostern.

Erinnern Sie sich vielleicht noch?
Wir waren eingeladen in der Passionszeit uns mit dieser ermunternden Aufforderung auseinanderzusetzen und unser Leben auf dieses Motto hin zu hinterfragen.
Wenn Sie sich damit beschäftigt haben, nehme ich an, dass auch Ihnen die Bemühung mit Zuversicht die Tage anzugehen am Anfang der Zeit, am 26. Februar, noch recht leicht fiel. Dann aber mit der zunehmenden Corona- Problematik und ihren Auswirkungen immer schwerer. Inzwischen ist dieses Motto eine echte Herausforderung.

Leben mit Zuversicht!
Eigentlich ein schönes Wort. „Zuversicht“! Ich habe es einmal näher untersucht. Das Wörterbuch erklärt: Es bedeutet „festes Vertrauen (auf etwas zu erwartendes Gutes)“. Zugehörige, ähnliche Begriffe sind: Glaube, Heiterkeit, Hoffnung, Lebensbejahung, Lebensmut, Optimismus, Vertrauen, Zutrauen, Zuversichtlichkeit.
Im Beitrag einer psychologischen Zeitung heißt es: „Kaum etwas spornt Menschen so sehr an wie die Kraft der Zuversicht – die Aussicht, dass ihr Vorhaben gelingen kann und Probleme überwunden werden. Zuversicht ist eine unterschätzte Eigenschaft, die nicht nur unsere Weltsicht, sondern auch unsere Gesundheit und unseren Erfolg beeinflusst.“
„Vollständige Sorglosigkeit und eine unerschütterliche Zuversicht sind das Wesentliche eines glücklichen Lebens“, erkannte schon der römische Philosoph Seneca.

Heute weiß man von weiteren Vorteilen des Optimismus:
Die Einsicht auf Aussicht hilft Menschen dabei, Schicksalsschläge leichter und schneller zu überwinden und den Lebensmut nicht zu verlieren. Der Glaube an die eigene Zukunft wirkt ebenso positiv auf den Körper und aktiviert die Selbstheilungskräfte. Die positive Sichtweise auf das Leben sorgt gar dafür, dass Zuversichtliche im Durchschnitt ein größeres soziales Netzwerk haben als Pessimisten. Kurzum: Zuversicht und Optimismus sind eine enorme Kraftquelle für Seele, Körper und Psyche.
Schon in der Bibel ist davon die Rede, dass der Glaube Berge versetzen kann! Deswegen ist der Optimist aber noch lange kein Träumer, der die Schattenseiten des Lebens einfach ausblendet.
Im Gegenteil: Der Optimist ist ebenso Realist und sich der Risiken durchaus bewusst. Zugleich hat er aber auch den Mut, konsequent zu handeln, handlungsfähig zu bleiben.
Seine Grundannahme ist nur der gute Ausgang. Oder wie es der Kölner formulieren würde: Et hät noch immer jot jejange. Das spiegelt sich auch in den typischen Synonymen, die im Zusammenhang mit Zuversicht eben schon genannt wurden.
Glauben, Gottvertrauen, Hoffnung, Zutrauen…
Vielfach fehlt es uns in diesen Tagen an Zuversicht und Gottvertrauen, am Glauben, der Berge versetzt und die Kölner Durchhalteparole „Et hät noch immer jot jejange“ kommt uns nicht so leicht von den Lippen (und das sicher nicht nur, weil wir Düsseldorfer sind).

Gerne möchte ich uns heute noch mal an das Motto der vorösterlichen Fastenzeit erinnern, weil wir es gerade in diesen Tagen gut gebrauchen können. „Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus“. Und besser wäre sicherlich, wenn es uns mehr als sieben Wochen gelänge. Wir brauchen Zuversicht, um mit Verstand, Mut und Können gegen die Kräfte des Pessimismus und der Hoffnungslosigkeit anzukämpfen. Dann kann es gelingen, aus Krisen zu lernen und gemeinsam neue Wege zu entdecken. Und „gemeinsam“ ist ein wichtiger Faktor dabei.
Zuversicht wächst in der Gemeinschaft (auch, wenn sie in diesen Tagen nur auf Abstand stattfinden kann), im gelebten und erfahrenen „Du bist nicht allein!“. Und wenn du dich von Menschen im Stich gelassen fühlst ist es Gott, der bei dir bleibt. Gottes Liebe liegt außerhalb der rational kalkulierten Weltsicht. Und auf Gott zu vertrauen bedeutet Einsicht in die Vorläufigkeit menschlicher Erfahrung und Erkenntnis.
Den pessimistischen Botschaften, die vom Untergang der Welt reden und uns lähmen wollen, wiederspricht der Psalm 73, der ein gutes Lebensmotto für uns Christen wäre.
Da heißt es (Ps 73,28): „Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den Herrn, dass ich verkündige all sein Tun.“

Mögen wir zuversichtlich und behütet durch diese Tage kommen.

Sonntag, 26. April 2020