Ansprache zum 10. Mai

von Pfarrerin Sabine Happe.

Die gesprochene Version des unten stehenden Textes gibt es hier.

Liebe Markus-Menschen,

wo singen Sie besonders gerne?
Unter der Dusche? Beim Spaziergang in Gottes schöner Natur? In der Chorgemeinschaft?  Wenn Sie alleine im Auto sitzen (und im Radio kommt gerade einer Ihrer Lieblingssongs)? Oder Sonntags im Gottesdienst?

Gerade der heutige Sonntag ließe uns eigentlich kräfig in der Kirche singen. Er trägt den programmatischen Namen „Kantate“ – Singt! Biblisch stützt sich die Bezeichnung „Kantate“ auf Psalm 98,1: „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ Ja, das ließe uns heute freudig im Gottesdienst singen. Wären da nicht die Hygieneverordnungen zum Schutz vor Corona, die uns das gemeinsame Singen zur Zeit verbieten. Also selbst wenn wir heute in der Markuskirche wären, dürften wir den Sonntag Kantate nicht mit Singen begehen.

Außergewöhnliche Zeiten!
Dann bleibt uns also für den Sonntag Kantate des Jahres 2020 nur das Singen, alleine vor uns hin, erlaubt.

Ich denke, wir alle wissen und haben es am eigenen Leib erfahren, wie wichtig das Singen für Körper und Seele ist. Die Lungen werden durchlüftet, die Seele tankt auf und schwelgt in Klängen und Melodien. Singen macht glücklich. In der Bibel schon wird berichtet, wie sehr der depressive König Saul das Harfenspiel und Singen von David gebraucht hat. Erkenntnisse über die heilende Kraft von Musik und Gesang, die in der heutigen Psychologie längst allgemein bekannt sind. „Singen kann jeder“ wird oft schon mal behauptet. Ich bin mir da ehrlich gesagt nicht immer so sicher. Aber darauf kommt es ja auch gar nicht an. Eher, dass jeder singen sollte – wie ihm oder ihr der Schnabel gewachsen ist. Einfach weil es so gut tut.

„Singt! – Dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ So heißt es im Psalm 98.

Wir Menschen sollen uns freuen und unserem Glück Ausdruck verleihen mit Gesang. Der Sonntag Kantate will uns daran erinnern, alles Wunderbare, das Gott geschaffen hat, wahrzunehmen und ihm mit klangvollem Jubel dafür zu danken. Wenn ich in diesen sonnigen Tagen mit dem strahlend blauen Himmel durch die mit bunten Farben erblühte Natur mit ihrem eigenen lebhaften Vogelgesang gehe, dann summe oder singe ich oft schon ganz von selbst vor mich hin. Das beglückende Gefühl im Inneren drängt klangvoll nach draußen. Gott schafft Wunderbares, das wissen wir und können es – selbst in diesen von Corona bestimmten Tagen – erfahren.

Eins dieser Wunder sind wir selbst.

Wir Menschen, die Gott liebt, die er zu seinem Ebenbild geschaffen und mit je eigenen Gaben und Fähigkeiten beschenkt hat. Daran sollten wir uns erinnern und Gott mit unseren Liedern danken. Wenn wir heute zusammen Gottesdienst feiern würden und wenn wir gemeinsam singen dürften, dann hätte ich diese beiden Lieder für uns ausgesucht:

Lied 302 im Gesangbuch:
„Du meine Seele singe, wohlauf und singe schön, dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn. Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd; ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd“.

Und natürlich das sehr schöne neuere Kirchenlied aus Brasilien, das die Botschaft des heutigen Sonntags Kantate wunderbar zusammenfasst:

Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde,
du Quelle des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben.
Den Rhythmus, den Schwung hast du mir gegeben
von deiner Geschichte, in die du uns mitnimmst,
du Hüter des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben.
Die Tonart, den Takt hast du mir gegeben
von Nähe, die heil macht, wir können dich finden,
du Wunder des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben.
Die Höhen und Tiefen hast du mir gegeben.
Du hältst uns zusammen trotz Streit und Verletzung,
du Freundin des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Ich sing dir mein Lied  – in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
von Zeichen der Hoffnung auf steinigen Wegen,
du Zukunft des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Und sollten Sie sich jetzt eingeladen fühlen: Singen Sie es ruhig laut vor sich hin!
Ich freu mich auf Sie am nächsten Sonntag in der Markuskirche.
Bleiben Sie bis dahin gut behütet und gesund!

Sonntag, 10. Mai 2020