Sonntagsgruß aus der Markuskirche zum 9. Mai 2021

von Gerhard Gericke.

Vater und Sohn
Schon länger war der Sohn verunsichert und geradezu genervt. Eines Abends wendet er sich an seinen Vater: „Wie lange soll das alles noch dauern, Vater?“
Der zuckt die Schultern: „Du, ich weiß es auch nicht“.

Und der Junge: „Ich bin es so leid. Einfach ätzend diese Einschränkungen! Keine Freunde. Kein Fußball. Keine Feten. Und dies blöde home-schooling …
Der Vater: „Es hilft nichts. Da müssen wir durch! Vielleicht ist es ja irgendwann wieder wie früher. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Es gibt erste Anzeichen.
Der Junge: „Das sagst du so. Aber wann wird alles wieder normal“?

Liebe Markus-Menschen!
Ich kann mir gut vorstellen, dass es in manchen Familien ähnliche Dialoge in diesen haarigen Zeiten gegen hat oder gibt.
Und wenn es auch schon lange, lange her ist, mir kommt dabei eine vergleichbare Situation aus der Geschichte Israels in den Sinn, als das Volk durch diese endlose Wüste Sinai hindurch musste. Für viele eine erhöhte körperliche und seelische Belastung! Und so kommt es zwischen den Menschen und den Anführern Mose und Aaron zu heftigen Diskussionen und lautstarken Protesten. „Wann können wir endlich mal wieder ein normales Leben führen? Gut, Ägypten war für uns nicht das Paradies. Aber wir hatten zumindest da unsere Ruhe. (2.Mose, 14,12) Wie lange sollen wir das hier in der trostlosen Wüste noch aushalten? Viele sind schon gestorben“.
Und ähnlich wie heute sind sogenannte Querdenker bald zur Stelle. Original Bibel: “Da murrten sie wider Mose und Aaron“ … knurrten mit Wut im Bauch, maulten und protestierten. (2.Mose, 15,24; 16.2; 17,2) „Warum, Mose, tust du das uns und unseren Kindern an?“ (17,13) Und beinahe wären Steine auf ihn geflogen… (17,4) Wie am 1.Mai in Berlin!

Doch dieser beschwerliche Zug durch die Wüste … er endet nicht im Chaos! Gerade in dieser beschwerlichen Zeit werden die gestressten Israeliten nicht allein gelassen. Sie überwinden die Wüste und machen im Rückblick auf diese Zeit eine wunderbare, persönliche Entdeckung:
„Gott hat dein Wandern durch die große Wüste auf sein Herz genommen. Er hat dich nicht vergessen. In der langen Zeit hat er dich begleitet. Und für dich gesorgt“ (5.Mose, 2,7)

Und nun lassen Sie mich diese Zusage aus der Geschichte Israels in unsere Zeit und Situation übertragen: Gott hat unser Wandeln durch die Pandemie auf sein Herz genommen. In der langen Zeit der Unsicherheit und Angst begleitet er uns.
Wie tröstlich, förderlich und ermutigend klingt das doch in Zeiten wie diesen!

Herzlich Ihr Gerhard Gericke

PS: Wenn sie möchten, lesen Sie dazu passend Psalm 107, die Verse 4-9. Eine Reflexion auf die Wüstendurchquerung, und wie die Menschen damals noch ganz anders darauf reagiert haben. Erstaunlich!

Sonntag, 9. Mai 2021